Gewalt ist nie privat! (Artikel erschienen im BBU-Magazin 06/2022)
EINE AKTION DES SOZIALDIENSTES KATHOLISCHER FRAUEN e.V. IN BERLIN möchte das Thema enttabuisieren!
Initiative §25/11 – Ein Haus ohne häusliche Gewalt. Es ist Zeit für eine neue Hausordnung.
Der Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Berlin (SkF) hilft den betroffenen Frauen schnell und direkt. Gemeinsam mit der Berliner Kreativagentur PEIX Health Group haben wir 2020 die Initiative §25/11 – Ein Haus ohne häusliche Gewalt ins Leben gerufen, damit noch mehr Frauen wissen, dass sie nicht allein sind und ihnen Hilfe zusteht.
Rita Brandt (Geschäftsführerin SkF e.V. Berlin): „Wir müssen das Thema aus der Tabu-Zone holen. Häusliche Gewalt betrifft jede 4. Frau und das in allen Gesellschaftsschichten. Wir wollen Betroffene ermutigen, Hilfsangebote anzunehmen
und in der Gesellschaft mehr Aufmerksamkeit und Empathie wecken: Gemeinsam. Hinsehen. Handeln. Mit der Initiative §25/11 gehen wir einen Weg, um dieses Thema in den Fokus zu rücken.“
Die Pandemie hat weitreichende soziale Auswirkungen. Der Anstieg der häuslichen Gewalt gegen Frauen von 4,4 % gegenüber den Vorjahren gibt Anlass zur Sorge. Im Jahr 2020 gab es in Deutschland mehr als 148.000 Opfer von häuslicher Gewalt, 81 % davon waren Frauen. Jede 4. Frau in Deutschland ist mindestens einmal in ihrem Leben von körperlicher oder sexueller Gewalt betroffen gewesen.
Aktuell kommen Frauen und Kinder aus der Ukraine hinzu, die ebenfalls von häuslicher Gewalt betroffen sind – und die wir mit unserem Angebot unterstützen wollen. Die Initiative §25/11 – Ein Haus ohne häusliche Gewalt bezieht sich auf den 25.11., den jährlichen internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, mit dem wir uns mit der Initiative § 25/11 solidarisieren. In Zusammenarbeit mit zahlreichen Berliner Vermieter*innen wollen wir das schambesetzte Tabuthema häusliche Gewalt gegen Frauen dorthin bringen, wo die Gewalt stattfindet – in die Häuser und Wohnungen. Die Schirmherrin der Initiative §25/11 ist Mechthild Rawert von der SPD, ein weiterer Unterstützer ist der Bezirksbürgermeister von Neukölln,
Martin Hikel. 50 weitere Unterstützer*innen aus Politik und Influencer*innen sind zu zählen.
Seit November 2020 ist es uns gelungen, 10 Wohnungsbaugesellschaften als Vermieter*innen für die Initiative § 25/11 zu gewinnen. Mit 1.600 Plakaten konnten wir schon 10.000 Wohnungseinheiten erreichen. Finden Sie mehr dazu heraus unter: §25/11: Der neue Paragraph gegen häusliche Gewalt (paragraph2511.de)
Hinzu kamen in 2022:
• Als Unterstützerin der Initiative §25/11
– Mirjam Blumenthal, Gesundheitsstadträtin und Jugend/stellv. Bürgermeisterin von Neukölln
– Katja Kipping, Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales in Berlin
– Mirjam Golm, MdA und Gleichstellungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion
• Aushang von Plakaten in unseren „Lieblingskneipen“ wie der B-Lage in Neukölln oder in kirchlichen Institutionen;
• die Charlottenburger Genossenschaft eG, mit ca. 6.800 Wohnungen im Bestand, hat folgende Maßnahmen geplant:
– Beim Beitritt zur Charlotte wollen sie künftig über Werte, die in der Charlotte-Familie gelebt werden, informieren
– hierzu zählt ein Verzicht auf jegliche Art von Gewalt sowie das Leben von Toleranz über die kulturellen Grenzen hinweg.
– Ferner sollen beide Themen auch in die Hausordnung übernommen werden;
– Auf der Online-Bewerbung für eine Wohnung, soll ein Pop-Up-Fenster erscheinen, wo idealerweise durch ein gesetztes Häkchen, die Kenntnisnahme bzgl. Verzicht auf jegliche Art von Gewalt sowie das Leben von Toleranz über die kulturellen Grenzen hinweg, bestätigt wird;
– Im Vermietungsordner, der bei Vertragsunterschrift aushändigt wird, sollen künftig auch entsprechende Notrufnummern enthalten sein;
– Auch in den „Stillen Portier“ sollen dauerhaft Notrufnummer für Fälle des Kinderschutzes und häuslicher Gewalt genannt werden;
– Ferner soll es für kurze Zeit Plakate in den Häusern geben sowie eventuell eine Briefwurfsendung;
– Eine Veranstaltung, um die Hauswart*innen zu sensibilisieren und über geeignete Maßnahmen zu informieren; hier unterstützt der Frauentreffpunkt des SkF e.V. Berlin ebenso.
• Vonovia wird sukzessive die Hilfe-Rufnummern bei häuslicher Gewalt in den „Stillen Portier“ aufnehmen;
• Die Ruwolt Grundstücksverwaltung hat bisher das „Gesamtpaket“ (inkl. Stein an der Fassade) umgesetzt, einschließlich der Postkarten als Briefkastenwurf. So können wir die Haushalte direkt erreichen und auch unsere Fachberatungsstelle
als Anlaufstelle für Hilfe bei häuslicher Gewalt noch gezielter unterbringen.
Frank Ruwolt, Geschäftsführer RUWOLT Grundstücksverwaltung:
„Ich unterstütze die Kampagne mit Postern im Hausflur, wir haben bereits Steine angebracht und finden es als Wohnungsgesellschaft sinnvoll die Kampagne in die Wohnhäuser zu tragen und geben dafür unsere Stimme.“
Materialien der Kampagne
Das Starterkit besteht aus Informationsplakaten, die in den Schaukästen der Hausflure angebracht werden sollen und auf das Hilfsangebot und die Telefonnummer des Frauentreffpunkts des SkF – Fachberatungs- und Interventionsstelle für
häusliche Gewalt – hinweisen. Darüber hinaus können Postkarten bestellt werden, um die Mieterinnen und Mieter in den Häusern direkt zu erreichen – zum Beispiel, indem sie der Betriebskostenabrechnung beigelegt werden. Vermieter können auch mit einer Anlage im Mietvertrag auf ein Leben ohne häusliche Gewalt hinweisen. Bei Bedarf werden die Hausmeister*innen und andere Mitarbeiter*innen der Wohnungseigentümer geschult und werden zum Thema häusliche Gewalt sensibilisiert und erhalten einen Handlungsleitfaden.
Unterstützer*innen der Kampagne werden:
Machen auch Sie mit!
Informieren Sie sich auf paragraph2511.de oder rufen Sie bei Rückfragen an. Darüber hinaus kommen wir auch gern bei Ihnen persönlich vorbei und stellen die Initiative und die Umsetzungsmöglichkeiten vor. Auch auf Instagram sind wir vertreten: www.instagram.com/initiativeparagraph2511, wo immer mindestens am 25. eines jeden Monats interessante Posts zur Kampagne veröffentlicht werden.