Staatssekretär von Papst Franziskus besuchte Bahnhofsmission und soziale Projekte für Wohnungslose am Berliner Ostbahnhof
Geschäftsführerin Rita Brandt (SkF e.V. Berlin) im erklärenden Gespräch mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin im Duschmobil für Frauen.
Pressemitteilung:
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin besuchte IN VIA – Bahnhofsmission und soziale Projekte für Wohnungslose am Berliner Ostbahnhof
Berlin – Am 30. Juni 2021 besuchte der Staatssekretär von Papst Franziskus, Pietro Kardinal Parolin, die Bahnhofsmission von IN VIA am Berliner Ostbahnhof. In der Bahnhofsmission sprach er mit bedürftigen Besucherinnen und Besuchern sowie ehrenamtlichen- und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen über ihre Arbeit und ihre Erfahrungen. Nach dem Gespräch besichtigte er das Caritas-Arztmobil und das SkF-Duschmobil für wohnungslose Frauen. Beide Hilfsangebote für Wohnungslose stehen regelmäßig vor der Bahnhofsmission und bieten medizinische und hygienische Hilfen sowie Beratung für Frauen und Männer, die auf der Straße leben. Kardinal Parolin befindet sich anlässlich des 100-jährigen Jubiläums diplomatischer Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Deutschland (1920 – 2020) in Berlin. Beim Besuch der sozialen Projekte am Berliner Ostbahnhof wurde er vom Apostolischen Nuntius in Deutschland Erzbischof Dr. Nikola Eterović und Erzbischof Dr. Heiner Koch begleitet. Begrüßt wurde der Besuch aus Rom von Dr. Gabriele Pollert (Vorsitzende IN VIA – Kath. Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit für das Erzbistum Berlin e.V.), Prof. Dr. Ulrike Kostka (Direktorin des Caritasverbandes für das Erzbistum Berlin e.V.), Rita Brandt (Geschäftsführerin Sozialdienst kath. Frauen e.V. Berlin – SkF) sowie Dr. Peter Wehr (Vorsitzender Caritasrat des Caritasverbandes für das Erzbistum Berlin e.V.).
Die Bahnhofsmission am Berliner Ostbahnhof wurde 1894 gegründet und besteht nun seit 126 Jahren. Sie ist die älteste Bahnhofsmission in Deutschland und die einzige, die in der DDR betrieben wurde. Sie war Ideengeberin für inzwischen über hundert Bahnhofsmissionen in Deutschland. Die Arbeit der Bahnhofs-mission ist vergleichbar mit einem Seismografen. Im Laufe der Geschichte haben sich die Aufgaben den gesellschaftlichen Veränderungen angepasst. So ist bei den Besuchern heute eine starke Zunahme von psychisch auffälligen, suchtmittelabhängigen und wohnungslosen Menschen festzustellen. Eine Kernaufgabe ist es, niederschwellige Hilfe für Menschen in Not am Bahnhof ohne Ansehen der Nationalität, Religionszugehörigkeit, Hautfarbe und Geschlecht anzubieten. Die Bahnhofsmission hilft aber auch allen Reisenden, die Orientierung suchen, beim Ein-, Aus- und Umsteigen. Die Bahnhofsmission am Ostbahnhof ist 365 Tage im Jahr, sieben Tage pro Jahr geöffnet. Durchschnittlich werden zurzeit täglich bis zu 200 Portionen mit Lebensmitteln ausgegeben. Das sind insgesamt fast 60.000 ausgegebene Mahlzeiten. Vier hauptamtliche Mitarbeitende und rund 40 Ehrenamtliche, Praktikanten, Bundesfreiwillige sind für hilfsbedürftige Menschen da. Träger der Bahnhofsmission Ostbahnhof ist IN VIA – Kath. Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit für das Erzbistum Berlin e.V.
Das Caritas Arztmobil sucht seit 1995 wohnungslose, kranke Menschen dort auf, wo sie sich aufhalten. Es fährt zu sozialen Brennpunkten, Suppenküchen, Bahnhöfen sowie Szeneplätzen. Das Caritas-Arztmobil ist ein Transporter, der in einen einfachen Behandlungsraum umgebaut wurde. Hierin stehen die wichtigsten medizinischen Instrumente zur Sofortversorgung bereit. Mit ehrenamtlichen Ärzten, Krankenpflegern und Sozialarbeitern leistet das Caritas Arztmobil medizinische Basisversorgung für Menschen ohne Kranken-versicherung, die auf der Straße leben oder von der medizinischen Regelversorgung nicht erreicht werden. Jährlich behandelt das Caritas Arztmobil 600 – 800 Patientinnen und Patienten.
Das Duschmobil für Frauen gibt es seit August 2019. Es ist Deutschlands erstes und einziges frauenspezifisches Hygienemobil und ergänzt die aufsuchende Straßensozialarbeit. Sozialarbeiterinnen unterstützen bei Problemen und vermitteln in frauenspezifische Tagesstätten und Notübernachtungen. Wohnungslose Frauen können sich duschen, frische Unterwäsche, Socken und im Winter warme Kleidung abholen; ein Snack und ein wärmendes Getränk werden ebenfalls ausgegeben. 2020 gab es mehr als 800 Erst- und Folgekontakte. An 1300 Frauen wurden Hygieneartikel abgegeben. Träger ist der Sozialdienst katholischer Frauen, der in Berlin seit mehr als 120 Jahren Frauen in Not in Berlin hilft. Das Duschmobil für Frauen ist ein niedrigschwelliger Weg, um wohnungslose Frauen zu erreichen, ihr Leben zu erleichtern und sie möglichst aus der Obdachlosigkeit herauszuführen. In Berlin gibt es schätzungsweise 6000 – 9000 obdachlose Menschen. 25 bis 30 Prozent davon sind Frauen.
Thomas Gleißner
Caritasverband für das Erzbistum Berlin e.V.