Paradigmenwechsel bei häuslicher Gewalt - Männerhaus und Frauenhaus: Zeit für ein zusätzliches Angebot!
Berlin, 21.11.2023
Der Frauentreffpunkt (Fachberatungs- und Interventionsstelle bei häuslicher Gewalt) des SkF e.V. Berlin hat seit 1985 jahrzehnte-lange Erfahrung mit Frauen und ihren Kindern, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. Nun ist es Zeit, Impulse für einen dringend notwendigen Paradigmenwechsel!
Denn, Häusliche Gewalt ändert das Leben einer Frau (und ihrer Kinder) schlagartig:
- Verlust der eigenen Sicherheit
- Verlust der Wohnung
- Verlust des Lebensumfeldes
- Verlust des sicheren Arbeitsplatzes
- Verlust von Kita- Schulplatz der Kinder
- ……..
Dies ist nicht länger hinnehmbar! Wer schlägt, ist raus!
(Schlagen ist dabei Synonym für jede Form von physischer, psychischer und sexualisierter Gewalt)
Der Mietvertrag muss automatisch und dauerhaft der von häuslicher Gewalt betroffenen Frau (und ihren Kindern) zugesprochen werden, sobald der Täter ein Kontakt- und Näherungsverbot erhalten hat.
Die Miete muss anhaltend übernommen werden, sodass die Frau beständig in der Wohnung bleiben kann!
Die Sicherheit der von häuslicher Gewalt betroffenen Frau (und ihren Kindern) muss garantiert sein:
- Hoch gefährdende Männer müssen in ein Männerhaus
- Der Täter muss nachweislich an einem zertifizierten längerfristigen Anti-Aggressionstraining teilnehmen
- Das LKA entwickelt mit der Frau einen Sicherheitsplan (unter Einbeziehung der Nachbarn, Freunde etc.)
- Security-Dienste sind der Frau zur Seite gestellt, solange vom Täter Gefahr droht
- Weitere Maßnahmen zur Gefahrenabwehr bei hoch gefährdenden Tätern: wie z.B. Fußfessel etc.
Wir fordern die Öffnung von Einrichtungen für häusliche Gewalt ausübende Männer zum Schutz der Frauen!
Diese Impulse wurden Hakan Demir, SPD-Bundestagabgeordneter aus Berlin-Neukölln, bei seinem heutigen Besuch im Frauentreffpunkt erläutert und als Positionspapier überreicht, um es in den politischen Gestaltungsprozess einzubringen.
Die Informationen zur Arbeit mit den betroffenen Frauen und ihren Kindern sowie der Umriss der Situation, in der sich diese befinden, wurden von ihm mit Interesse und Empathie aufgenommen. „Der Wechsel der Perspektive hin zum Fokus auf den Opferschutz ist dringend notwendig. Frauen sind mit der derzeitigen Handhabung unverhältnismäßig belastet und tragen weitreichende Konsequenzen, wenn sie der Gewalt entkommen wollen; ein Kontakt- und Näherungsverbot bei Verbleib in der Wohnung, ist für den Täter kaum Strafe. Frauen hingegen müssen sich in prekäre Lebensumstände begeben. Hier gilt es umzudenken“, so Demir.