Tag der Armut. #wemgehörtdiestadt
Laut aktuellem Armutsbericht ist jede fünfte Person in Deutschland vom Teufelskreis der Armut betroffen. Für die Betroffenen bieten öffentliche Räume und Einrichtungen wie Obdachlosen-Tagesstätten oder Anlaufstellen wichtige Aufenthalts-, Begegnungs-, Lern- und Erholungsorte. Diesen niedrigschwelligen Zugang ermöglicht der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) dank vielfältiger Projekte der Offenen Sozialarbeit.
Im Rahmen des Internationalen Tages zur Beseitigung der Armut am 17.10.2023, appelliert der SkF e.V. Berlin für eine inklusive Stadtpolitik mit barrierearmen öffentlichen Räumen für alle Bürger*innen. Zugleich stellt der Fachverband die Forderungen der Klient*innen aus Jugend-, Obdachlosen- und Familienhilfe unter dem Slogan „Mittendrin – außen vor. Wem gehört die Stadt?“ vor.
Besonders von Armut betroffen sind Kinder und Jugendliche aus Haushalten mit geringem Einkommen, Menschen mit Behinderungen, Wohnungslose und immer mehr ältere Menschen. All diese Bürger*innen brauchen sichere und lebenswerte Räume und sind auf eine gute Aufenthaltsqualität angewiesen.
„Wir wünschen uns mehr Sensibilisierung für die Belange von Menschen, die auf unsere Hilfe angewiesen sind. Deshalb sind wir seit mehr als 120 Jahren Sprachrohr und unterstützende Institution. Der SkF Berlin bietet durch den kontinuierlichen Austausch in den Einrichtungen der Offenen Sozialarbeit Möglichkeiten der Partizipation und setzt sich, auch in schwierigen Zeiten, auf politischer Ebene für Klientinnen und Klienten in Armut ein”, so Elke Ihrlich, Bereichsleiterin der Offenen Sozialarbeit.
Im gemeinsamen Austausch ermittelt der SkF kontinuierlich Wünsche und Belange der Betroffenen, die der Verein im stadtpolitischen Kontext zur Diskussion stellt. Denn auch Menschen in Armut und Menschen mit kognitiven Einschränkungen wollen und sollen ein gleichberechtigtes Mitspracherecht darüber haben, wie städtische Flächen in Berlin genutzt werden können.
Marcel Jeske, Lager- und Logistik-Beschäftigter in den Delphin-Werkstätten bedauert, dass die Berliner Stadtpolitik in Bezug auf Integrationsmaßnahmen ihr volles Potential noch nicht ausgeschöpft hat:
„Für Menschen mit Assistenzbedarf ist eine Teilhabe und Integration nur möglich, wenn Wege gut und ohne Hürden nutzbar gemacht und Ampelphasen an die Bedürfnisse aller Menschen angepasst werden. Das ist im Bezirk Pankow zumindest flächendeckend nicht der Fall.”
Barrierefreiheit in der Hauptstadt ist auch bei Alleinerziehenden ein großes Thema. Margaretha Müller und Ljuba Böttger von der Koordinierungsstelle für Alleinerziehende in Neukölln, wünschen sich für ihre Klient*innen mehr Beachtung von stadtpolitischer Seite:
„Straßenabsenkungen, Aufzüge sowie Rampen statt Treppen erleichtern das alltägliche Leben enorm. Besonders im öffentlichen Raum und in den öffentlichen Einrichtungen der Stadt gibt es noch Nachholbedarf. Zudem wäre es Familien und Alleinerziehenden zu wünschen, wenn es mehr öffentliche Orte der Begegnung ohne Konsumzwang gäbe, nicht zuletzt aufgrund der steigenden Inflationsrate in Deutschland.”
Auch Jannine Gnade, Pädagogische Leitung der Jugendhilfeeinrichtung Casa Moabit konstatiert: “Jugendlichen wird zunehmend ein Platz im öffentlichen Raum verwehrt, weil sie zu laut sind und Anwohner*innen Angst vor Gewalt und Zerstörung haben. Zugänge zu Spiel- und Fußballplätzen sind zeitlich begrenzt. Unter dieser Ausgrenzung leiden viele Jugendliche. Vor allem die, deren Lebensmittelpunkt die Straße ist. Dass Jugendstimmen immer lauter werden, ist verständlich. Denn wo sollen sie hin, wenn es zu Hause Probleme gibt und ihnen der Zugang zu öffentlichen Plätzen verwehrt wird?“. Moussa, 16 Jahre wünscht sich eigentlich nur eines: Mehr Sitzbänke in seinem Bezirk, “weil ich gerne mit meinen Freunden draußen bin.”
Der Internationale Tag zur Beseitigung der Armut ist der Beginn der Armutswochen, die am 19. November mit dem Welttag der Armen enden. Der SkF e.V. Berlin begleitet die Aktion mit einem Appell an Politik und Kirche.
Bitte beachten Sie: Mit einem Klick auf ein YouTube-Video willigen Sie ein, dass Inhalte von Google (USA) nachgeladen werden. Hierdurch erhält Google (USA) die Information, dass Sie unsere Seite aufgerufen haben sowie die in diesem Rahmen technisch erforderlichen Daten. Wir haben auf die weitere Datenverarbeitung durch Google keinen Einfluss. Bitte beachten Sie, dass in Bezug auf Google (USA) kein angemessenes Datenschutzniveau vorliegt. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen.